Müller, Else Berta

1938 — Porträt in der nationalsozialistischen „Judenkennkarte“

Biografische Daten

Vorname & Name

Else Berta Müller

Geburtsname

Mayer

Beruf

Wäscheschneiderin, Weißnäherin

Geburtsdatum

15. Juni 1909

Geburtsort

Emmendingen

Wohnort

Emmendingen

Straße in Emmendingen

15. Juni 1909 bis 1. Januar 1929: Karl-Friedrich-Str. 48; Umzug nach Frankfurt am Main; 1. April 1929 bis 25. Januar 1940: Karl-Friedrich-Str. 48

Weitere Wohnorte

6. Februar 1940 Freiburg, Elsässerstr. 27a

Deportations Datum

22. Oktober 1940

Deportiert aus

Freiburg

Durchgangslager

Drancy, Deportationsdatum: 4. September 1942, RSHA-Transport 28

Deportationsort

Auschwitz

Todesdatum

6. September 1942 oder später - Ankunft des RSHA-Transports 28 in Auschwitz-Birkenau

Todesort

Auschwitz-Birkenau

Bemerkungen

Else Berta Müller ist die jüngste Tochter von Emma Mayer geborene Blozheimer und Max Mayer. Das Ehepaar hatte zwei frühverstorbene Kinder, eine Tochter und einen Sohn, und die Töchter Lydia, Martha und Else Berta. Else Berta Mayer hatte am 25. Januar 1940 den Freiburger Juden Kurt Müller geheiratet. Er wurde wenige Tage nach ihr von Gurs nach Auschwitz deportiert.

Max Mayer starb 1944 in Frankreich. Alle Töchter wurden nach Auschwitz deportiert, nur die Mutter Emma Mayer überlebte.

Auszüge aus Briefen über Else Berta Müller und ihre Familie, abgesendet aus Gurs, zur Verfügung gestellt von Ruth Miller:

Am 27. April 1941 schrieb Blandine Müller (Kurts Mutter) an ihren Sohn Sigi:

„Liebe Else, Marta und Lidia sind bei uns in der Baraque, Mutter Mayer ist mit Ihrem Mann vor zwei Monaten in ein anderes Lager Noe bei Tulluse (Toulouse) gekommen, wir das heißt der liebe Papa, Hedwig, Hermine und Ruth sollten auch mit, aber es hat nicht ganz geklappt und so blieben wir noch zurück.“

Am 11. Juni 1941 schrieb Emanuel Mann (Blandines Vater) an seine Tochter Isabella Lorig in Palästina:

„Sie gaben Kurt und seine Else die Zusatz Bürgschaft, bis heute können sie aber noch nicht hinüber reisen.“

Am 24. Juni 1941 schrieb Blandine an Sigi:

„In meiner Baraque ist die liebe Hildegard, liebe Else sowie Martha und Lydia. Herr und Frau Meyer (??) sind am 20. Februar nach Noe in ein besseres Lager bei Tulluse (Toulouse) gekommen dorten sind Steinhauser.“

Am 12. April 1942 schrieb Blandine an Sigi:

„Mit Kurts und Elses Auswanderung ist es vorerst nichts, solange der Krieg dauert.“

Am 5. Mai 1942 schrieb Kurt an seine Tante Isabella:

„Seit halben Jahr bin ich in der Arbeitskompagnie des Lagers. Wir werden aber in den nächsten Wochen von hier fortkommen und muß ich die Lieben hier laßen.“

Am 3. Juli 1942 schrieb Blandine an Sigi:

„Auch der liebe Kurt wird im Laufe der nächsten Woche von hier fort kommen in eine andere Arbeitskompagnie, wohin wissen wir noch nicht, die liebe Else muss natürlich auch hier bleiben.“

Am 3. Juli 1942 schrieb Else an Sigi:

„Ende dieser Woche kommt der liebe Kurt weg von hier und werde mich dann sehr einsam fühlen.“

Am 3. Juli 1942 schrieb Kurt an Sigi:

„Sobald ich an meinem neuen Standort angelangt bin, werde ich euch ausführlicher berichten.“

Am 19. August 1942 schrieb Blandine an Sigi:

„Der liebe Kurt schreibt jede Woche einige Mal. Hoffentlich kann er bleiben, wo er ist. Solange er hier war, ist er jeden Abend zu mir gekommen und ich vermisse sehr seinen Besuch, dafür kommt die liebe Else täglich.“

Am 19. August 1942 schrieb Else an Sigi:

„Habe große Sorgen, da ich nicht weiß, was mit meinen Lieben geschieht. Meine Eltern sind Gott sei Dank noch gesund und bin sehr froh darüber. Arbeite auch den ganzen Tag, so dass ich nicht zum Denken komme. Der liebe Kurt schreibt gut, nur hat er auch Sorgen.“

Am 1. September 1942 schrieb Blandine an Sigi:

„Die liebe Else hat auch noch davon Kenntnis genommen und wollte an den heutigen Brief schreiben, aber leider hat auch sie heute von uns Abschied genommen, wird sich jedenfalls mit dem lieben Kurt treffen und auch Simon ist mit dabei, denn alle anderen Lieben erwarten sie, irgendwo und hoffe ich, dass bald eine gute Nachricht von allen kommt. Ich bin sehr traurig, dass ich von all den Lieben getrennt bin und mit Hildegard allein zurückbleiben musste.“

Am 6. September 1942 schrieb Blandine an ihre Schwester Isabella:

„Seit 4 Wochen mit Hildegard allein. Alle Lieben fort. Ort und Adressen unbekannt.“

Am 22. September 1942 schrieb Blandine:

„Auf alle Fälle habe ich viel Herzeleid gehabt in letzter Zeit, denn auch von dem lieben Kurt und der lieben Else kommt kein Lebenszeichen und wäre es bald genug des grausamen Spiels.“

Gedruckte Quellen:
Le Mémorial de la déportation des juifs de France, Béate et Serge Klarsfeld, Paris 1978

Archivquellen:
"Verzeichnis der am 22. Oktober 1940 aus Baden ausgewiesenen Juden" (Freiburg), erstellt vom "Generalbevollmächtigten für das Jüdische Vermögen in Baden", Karlsruhe 1940/41; Digitalisat: Badische Landesbibliothek, Karlsruhe: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/1079922; Meldekarte Stadtarchiv Emmendingen; Kennkarte Stadtarchiv Emmendingen; Bundesarchiv Berlin Gedenkbuch; Yad Vashem; Names from French deportation lists research project; Service Européen de Recherches (SER– European Search Service) card catalogue from France for searching for relatives, 1940-1946; Find A Grave; Stadtarchiv Emmendingen Liste Gurs; Getippte Liste Stadtarchiv Emmendingen

Möchten Sie weitere Biografien entdecken?