Rudolf Max Bloch


    • Französische Namensvariante: Rodolphe

    • Englische Namensvariante: Rudy

    • Angenommener Nachname in den USA: Block

    geb.: 28.6.1925 in Freiburg

    gest.: 1.1.2021 in Washington D.C., USA

    Beruf: Angestellter


    Wohnorte:

    1925

    Von: 28.5.1925 bis: 1929

    Stadtstraße 43, Freiburg

    1929

    Von: 1929 bis: 10.4.1936

    Leysin, Schweiz

    1936

    Von: 10.4.1936 bis: 20.1.1938

    Karl-Friedrich-Str. 63, Emmendingen

    Emigration:

    1938

    Von: 20.1.1938 bis: unbekannt

    Aus: Emmendingen nach: Paris 18, Frankreich, 11 Rue Ravignan

    1949

    Von: 3.1949 bis: unbekannt

    Aus: Paris, Frankreich nach: New York, USA


     

    Familienzusammenhänge

    Eltern:

    Mutter:

    Frieda Bloch, geb. Veit

    geb. am 27.8.1892 in Emmendingen

    gest. am 20.4.1989 in Vaux-le-Pénil, Frankreich

    Vater:

    Wilhelm Bloch

    geb. am 11.3.1888 in Sulzburg

    gest. am 17.8.1968 in Paris, Frankreich

    Geschwister

    Schwester:

    Edith Maller, geb. Bloch

    geb. am 3.3.1928 in Freiburg

    Schwester:

    Gertrud Fanny Fröhlich, geb. Bloch

    geb. am 4.3.1923 in Freiburg

    gest. am 5.7.2013 in Silver Spring, Maryland, USA

    Stiefschwester:

    Johanna Baum, geb. Goldschmidt

    geb. am 10.4.1917 in Freiburg

    gest. am 1.12.1964 in New York, USA

     

    Biografie

    Rudolf Max Bloch wurde am 25. Juni 1925 in Freiburg geboren. Seine Eltern waren Frieda und Wilhelm Bloch. Er hatte drei Geschwister: die 1917 geborene Halbschwester Johanna Goldschmidt, die 1923 geborene Gertrud und die 1928 geborene Edith. Seine Mutter Frieda Bloch geborene Veit war in erster Ehe mit Ludwig Goldschmidt verheiratet. Dieser war kurz vor Kriegsende 1918 in Samaden gefallen. Seine Mutter stand mit der anderthalbjährigen Johanna alleine da. Am 24. November 1921 heiratete sie Wilhelm Bloch. Er führte zusammen mit seinem Bruder Hermann die  "Max Kölbles Eier-Weinbrand- und Likörfabrik, Bloch, H. & W." in Freiburg. Dort lebte die sechsköpfige Familie zuerst in der eigenen Villa in der Stadtstraße 43. 

    Krank in einem Schweizer Sanatorium

    Rudolf Bloch erkrankte 1929 an einer Hüftgelenksentzündung. Frieda und Wilhelm Bloch konsultierten Experten in Freiburg und Heidelberg. Der viereinhalbjährige Rudolf wurde im Kinderheim Bad Rappenau aufgenommen, aber nach einigen Monaten als nicht geheilt entlassen. Im Herbst 1929 brachten die Blochs ihren Sohn im Gipsverband in die Heilstätte Dr. Rolliers in Leysin im Schweizer Kanton Waadt. Der Bub lag in diesem Sanatorium auf einer speziell konstruierten, eisernen Bettstelle angeschnallt. Die Füße waren mit Gewichten versehen. Er wurde mit ultravioletten Strahlen behandelt. Bis zur gänzlichen Heilung vergingen Jahre. Danach musste Rudolf Bloch noch viele Monate an Krücken gehen.  

    Emmendingen

    Nachdem die väterliche Likörfabrik 1925 zusammengebrochen war und sich nicht erholte, wurde die Villa 1932 zwangsversteigert. Frieda Bloch zog mit ihren Töchtern in ihr Emmendinger Elternhaus in der Karl-Friedrich-Straße 63, wo die Großeltern Ida und Julius Bloch lebten. Wilhelm Bloch wohnte weitgehend in einem Freiburger Hotel und emigrierte im Spätsommer 1933 nach Paris.

    Rudolf Bloch kam am 10. April 1936 aus Leysin nach Emmendingen. Er war so weit gesundheitlich wiederhergestellt, dass er zur Schule gehen konnte und besuchte die jüdische Schulabteilung an der Lessingschule in Freiburg, damals eine Grund- und Hauptschule. Die jüdische Abteilung war zum 21. Oktober 1936 eingerichtet worden.

    Emigration nach Paris

    Johanna Goldschmidt, die eine Lehre als Schneiderin absolviert hatte, wanderte im Februar 1937 nach New York aus. Am 20. Januar 1938 folgte Frieda Bloch ihrem Mann mit Gertrud, Rudolf und Edith nach Paris. Die Familie lebte im 18. Arrondissement in der Rue Ravignan 11. Obwohl er 13 Jahre alt war, musste Rudolf Bloch in Paris die Grundschule (École Primaire Communale) besuchen, um die Sprache zu erlernen.

    Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flüchtete die Familie Bloch nach Charlieu. Dorthin war Wilhelm Blochs Bruder Julius mit seiner Familie geflüchtet. Sie lebten dort einige Monate, kehrten aber in ihre Wohnung nach Paris zurück.

    1940, mit 15 Jahren, konnte Rudolf Bloch aufs Lyzeum wechseln. Von Juni 1942 an mussten alle Familienmitglieder den „Judenstern“ tragen. Die Rechte der Juden wurden eingeschränkt. Sie durften nur noch zu bestimmten Zeiten einkaufen und mussten in der Untergrundbahn den letzten Wagen benutzen.

    Flucht nach Lyon

    Nach den ersten Razzien 1942 floh Wilhelm Bloch mit der 19-jährigen Gertrud nach Lyon in die unbesetzte Zone Frankreichs. Seit Juli 1942 fanden in Paris täglich Massenverhaftungen statt. Juden wurden ins Durchgangslager Drancy gebracht und von dort nach Auschwitz deportiert. Frieda, Rudolf und Edith Bloch entgingen einer Razzia, weil ein Nachbar sie gewarnt hatte und in seiner Wohnung versteckte. Dort hörten sie, wie an ihre Wohnungstür geklopft wurde. Sie kamen in einem anderen Haus unter. Eines Nachts holte ihre Mutter einige Dinge aus der Wohnung und floh mit Rudolf und Edith nach Lyon.

    Das Passieren der Demarkationslinie brachte neue Schrecken mit sich. Ein „Passeur“ (Flucht“helfer“) führte sie in den Wald und verlangte Geld. Frieda Bloch hatte nicht genug. Er verlangte ihr Silber. Frieda Bloch wehrte sich. Da erpresste er sie. Er führe sie nur, wenn sie ihm das Silber gebe. Da händigte Frieda Bloch es ihm aus. Sie mussten einen Fluss überqueren und konnten bei einem Bauern übernachten.

    In Lyon trafen sie Wilhelm und Gertrud Bloch wieder. Wilhelm Bloch hatte keine Arbeit. Die Familie war mittellos. Edith und Rudolf Bloch wurden in einer Dachkammer ohne Fenster untergebracht.

    Flucht nach Westfrankreich

    Am 11. November 1942 wurde Lyon von den Deutschen besetzt. Frieda Bloch floh mit Rudolf und Edith, während Wilhelm und Gertrud Bloch noch in Lyon blieben. Frieda Bloch irrte mit den Kindern von einem Ort zum anderen. Überall war schon jemand untergebracht. Schließlich gingen sie nach Villeneuve-sur-Lot südöstlich von Bordeaux. Eine entfernte Verwandte besorgte ihnen eine Unterkunft bei Bauern zwei Kilometer außerhalb des Orts. Die Bäuerin Henriette Lassort nahm sich der Familie an und versorgte die Familie mit Lebensmitteln. Einige Zeit später kamen Wilhelm und Gertrud Bloch nach. Die jüdischen Flüchtlinge konnten sich nicht anmelden und lebten in der Illegalität. Wilhelm Bloch half auf den Feldern, Frieda Bloch verdiente mit Näharbeiten für die Bauern der Umgebung ein wenig Geld. Die Kinder halfen auf dem Feld. Aber Rudolf Bloch nutzte jede Gelegenheit, um sich weiterzubilden. Er wollte Ingenieur werden.

    Leben im Untergrund

    Als die Deutschen in die Stadt kamen, versteckte Henriette Lassort die Familie. Von August 1942 bis zur Befreiung von Paris am 26. Juli 1944 lebte die Familie Bloch im Untergrund. Sie verbrachte ganze Tage und Nächte in Scheunen auf Feldern. Unter diesen Bedingungen musste die Familie bis zur Befreiung durch amerikanische Truppen am 26. Juli 1944 ausharren.

    Rückkehr nach Paris

    Nach der Befreiung kehrte Wilhelm Bloch mit Gertrud und Rudolf nach Paris zurück. Die Wohnung war leergeräumt und neu vermietet. Er musste prozessieren, um die Wohnung zurückzubekommen. Rudolf Bloch bildete sich nach der Befreiung im Selbststudium weiter und machte im Oktober 1945 mit 20 Jahren als Externer sein Abitur (Baccalauréat). Im Dezember 1945 emigrierte die 22-jährige Gertrud Bloch in die USA. Rudolf Bloch studierte ein Jahr lang an der Pariser Universität und arbeitete nachts als Zivilist bei der amerikanischen Armee. In seiner eidesstattlichen Erklärung vom Dezember 1958 hält er fest: „Nach Ablauf eines Jahres merkte ich aber, dass ich unmoeglich so weiter arbeiten konnte, zumal meine durch Selbststudium erworbenen Kenntnisse geringer waren als die Kenntnisse normaler Schueler und daher das Studium fuer mich noch anstrengender als fuer normale Schueler war. Ich gab daher meinen Plan zu studieren nunmehr endgueltig auf und trat im Oktober 1946 als Zivilangestellter bei der Besatzungsarmee in Frankfurt a. Main ein, wo ich bis Februar 1949 taetig war."

    Emigration in die USA

    Am 2. März 1949 emigrierte Rudolf Bloch mit der Queen Elizabeth nach New York. Zuerst schlug er sich mit Jobs als Geschirrwäscher und Packer durch. 1953 etablierte er sich als Angestellter in einer Handtaschenfabrik. Am 11. November 1954 wurde er amerikanischer Staatsbürger.

    Tod

    1964 starb seine Schwester Joan in New York. 1968 starb sein Vater in Paris an Kehlkopfkrebs. Seine Mutter starb 1989 in Vaux-le-Pénil. Gertrud Fröhlich starb 2013 in Silver Spring, Maryland. Rudolf Bloch starb am 1. Januar 2021 mit 95 Jahren in Washington D.C.

    Dorothea Scherle

     
    Wilhelm Bloch, der zweite Ehemann von Frieda Bloch (Quelle: My Heritage).
    Frieda Bloch (Quelle: My Heritage).

    Dokumente

    Das unter Mühen erkämpfte Abiturszeugnis von Rudolf Bloch vom 23. Oktober 1945 (Quelle: StaF F 196/1 Nr. 10230).
    Arbeitszeugnis vom 17. Februar 1949 für Rudolf Bloch von der in Frankfurt stationierten amerikanischen Armee (Quelle: StaF F 196/1 Nr. 10230).
    Passagierliste aus dem Jahr 1952 mit dem Namen von Rudolf Bloch, der nach einem Besuch bei seiner Familie von Paris nach New York zurückflog (Quelle: My Heritage).
    Einbürgerungsnachweis von Rudolf Max Bloch alias Rudy Max Block (Quelle: Ancestry).

     

     

    Archiv & Quellen:

    Archivalien

    ArchivQuelleSignatur
    Stadtarchiv Emmendingen Meldekarte

    Staatsarchiv Freiburg

    F 196/1 Nr. 10230

    Hauptstaatsarchiv Stuttgart Erhebungsbogen Emmendingen zu Bloch, Wilhelm, Frieda, Gertrud, Rudolf, Edith und Goldschmidt, Johanna

    My Heritage Jewish Holocaust Memorials and Jewish Residents of Germany 1939-1945

    My Heritage Ellis Island: New York Passenger Lists

    Ancestry Einbürgerungsgesuche New York

    Ancestry Index des US-Staatsarchivs, 1950-1993, Band 1